Samstag, 24. Januar 2009
 
Linkskandidat Correa siegt in Ecuador PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Ralf Leonhard   
Montag, 27. November 2006

Rafael Correa, Kandidat der linken Allianz PAIS hat sich in der Stichwahl vom 26. November gegen den konservativen Rivalen Alvaro Noboa durchgesetzt.

Nach der Auszählung von 7% der Stimmen lag Correa mit 57% deutlich genug vorne, um den Sieg für sich reklamieren zu können. Die Tendenz wurde durch Umfragen der wichtigsten demographischen Institute und Exit Polls eines Noboa nahestehenden TV-Kanals bestätigt. Correa versprach im Wahlkampf politische und wirtschaftliche Reformen sowie eine Abkehr von der einseitigen außenpolitischen Hinwendung zu den USA.

Der 43jährige Ökonom Rafael Correa wird die Achse Havanna - Caracas - La Paz, also die Allianz US-kritischer Regierungen auf dem Subkontinent, verstärken. Sein Versprechen, die den USA überlassene Militärbasis von Manta zu reklamieren, dürfte bei der Wahlentscheidung eine wesentliche Rolle gespielt haben. Von Manta aus übt die Luftwaffe und Marine der USA die militärische Kontrolle über die Region, insbesondere über das benachbarte Kolumbien, aus. Auch die Ankündigung, der OPEC beizutrtreten dürfte Washington verärgern. Ecuador ist nach Mexiko und Venezuela der dritte Erdölexporteur Lateinamerikas. Venezuelas Präsident Hugo Chavez versucht innerhalb der OPEC für die Stabilität des hohen Preisniveaus zu sorgen.

In der Stichwahl setzte sich Links gegen Rechts durch. Der traditionelle Zweikampf Andenregion gegen Pazifik fand nicht statt. Sowohl Correa als auch Noboa stammen aus der Hafenstadt Guayaquil, der Metropole der mestizischen Handels- und Industrieoligarchie des Pazifikstreifens. Die indianisch geprägte Andenregion ist aber in der siegreichen Allianz über die Bewegungen vertreten. Der zukünftige Vizepräsident Lenin Moreno repräsentiert die dritte große Region, das Amazonasbecken, wo die indianische Urbevölkerung mit mestizischen Siedlern koexistiert. Moreno ist körperbehindert und höchst populär. Er führte seinen Wahlkampf im Rollstuhl.

Bekanntheit erlangte Correa als Wirtschaftsberater des damaligen Vizepräsidenten Alfredo Palacio, der nach dem Sturz von Lucio Gutiérrez Interimspräsident wurde. Der Umsturz bedeutete auch für Correa einen Karrieresprung: er wurde Wirtschafts- und Finanzminister, trat aber nach vier Monaten wegen Differenzen mit dem Präsidenten zurück. Er konnte seine linken Positionen nicht durchsetzen. So wandte er sich gegen die Abkommen mit Weltbank und Weltwährungsfonds und forderte größere staatliche Mitsprache beim Management der Erdölreserven.

Die Allianz PAIS ist ein Bündnis von linken Parteien und Volksorganisationen, die vor der Stichwahl noch durch weitere Linksparteien verstärkt wurde. Ihr Programm sieht die regionale Integration vor. Der von der Vorgängerregierung ausgehandelte Freihandelsvertrag mit den USA soll nicht unterzeichnet werden. Gleichzeitig soll in die agrarische Kleinproduktion investiert werden. So soll es gelingen, die Massenemigration zu bremsen. Am martialischen Drogenbekämpfungsprogramm in Kolumbien, bekannt als "Plan Colombia" will sich Ecuador unter Rafael Correa nicht beteiligen. Der zukünftige Staatschef weigert sich auch, die kolumbianische Guerilla FARC als "terroristische Organisation" zu brandmarken. Correa hat aber vor, die Grenzspannungen in bilateralen Treffen mit seinem künftigen Amtskollgen Alvaro Uribe auszuräumen. Wichtigstes Vorhaben ist aber die Einsetzung einer Verfassunggebenden Versammlung, die ein neues Grundgesetz ausarbeiten soll. Die indigenen Völker, die gerade in Ecuador in den letzten Jahren politisch viel bewegt haben, dürften da eine wichtige Rolle spielen.

Correa ist mit der Belgierin Anne Malherbe verheiratet und hat drei Kinder. Er wird Mitte Jänner als Präsident vereidigt.

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